• Das Glück

    des Erkennenden

    mehrt die Schönheit

    der Welt

    und macht alles, 

    was da ist, sonniger.

    Friedrich Nietzsche

  • Unsere Werte

    "Sprich so, dass Dein Sprechen

    mehr Raum öffnet, als es einnimmt"

Online-Forum jeden zweiten Mittwoch 19:00 bis 21:15 Uhr

Seit der Pandemie finden die Gesprächsabende des Forums online statt. Das Forum steht für alle Interessent/innen offen. Es wird moderiert von Prof. Dr. Thilo Hinterberger. Um den Einladungslink zu erhalten, bitte über das Kontaktformular anmelden.

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17.4.24  Wie kann Bewusstsein Ursache und Lösung vieler Probleme sein?

Die Natur braucht den Menschen nicht, wir Menschen aber die Natur. Das ist eine These, in der ich die Trennung zwischen Mensch und Natur nicht generell durch Bewusstsein trenne, sondern ganz speziell durch ein menschliches Bewusstsein. Vielleicht eine Art von Bewusstsein, das sich als naturunabhängig versteht und dessen Aktivität sich hochkreativ über die Gegebenheiten der Natur erhebt. Allerdings haben die Menschen dafür sehr genau die Natur studiert, um in ihrem kreativen Drang, man könnte es auch Gier oder sogar Wahn nennen, sich die Natur untertan zu machen. Und nun sehen wir, dass dieses Bewusstsein zur großen Gefahr für die Natur, das Überleben von Pflanzen und Tieren und die Integrität des Ökosystems geworden ist. Spannend ist nun, dass viele glauben, dass dieses menschliche Bewusstsein gleichsam die Lösung für die so erzeugte Krise sein soll, indem so etwas wie eine einsichtsvolle Vernunft in den Menschen erwacht und wirksam die Überhand gewinnt. So könnte die gestalterische Geisteskraft mehr und mehr dazu verwendet werden, um verträglichere Technologien zu entwickeln, die der Natur wieder etwas mehr Entfaltungsraum lassen. Hier stellt sich doch die entscheidende Frage, was denn wirklich anders werden muss, um die Zukunft der Natur, zu der wir ja auch gehören, gewährleisten zu können. Braucht es dazu einen grundsätzlichen Gesinnungswandel, wie z.B. von gierig nach genügsam, oder reicht ein nachhaltigkeitsorientiertes Konsumdenken bereits aus? Oder ist die notwendige Vernunft sogar in den meisten menschlichen Individuen bereits vorhanden aber im Kollektiven unterliegen wir Sachzwängen, die diese Vernunft überspielen? Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass sowohl ethische, als auch erfinderische Bewusstseinsqualitäten doch immer wieder Krisen lösen konnten. Doch wie wird es diesmal sein?

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3.4.24  Wie weit reicht unsere Verbundenheit?

Wenn wir uns in unseren Gedanken, im Fühlen oder sogar in unserem ganzen Sein mit einem Menschen verbunden fühlen, kann es sich anfühlen, wie wenn in uns eine zweite Seele lebt, die nicht nur unser eigenes Erleben prägt, sondern auch unsere Ausstrahlung, die Handlungsweisen und sogar manchmal auf zauberhafte Weise die Ereignisse in unserem Leben und im Leben der anderen Person. Das mag auch für die Verbundenheit mit mehreren Menschen, Gruppen, Tiere, Lebewesen oder sogar symbolhaften Gegenständen gelten. Wer das so erlebt, erahnt die Weite der Wirkmächtigkeit mentaler Verbundenheit. Und vielleicht hat hier Jeder und Jede ihre eigene Geschichte dazu in der Erinnerung. So kann die zwischenmenschliche Verbundenheit einen formenden, einen stabilisierenden, unglaublich kreativen Charakter entfalten. Unter anderen Umständen kann sie auch psychopathologische Züge der Fixierung und Zwanghaftigkeit annehmen oder im Falle konfliktbehafteter Verbundenheit in Depression, Verzweiflung, etc. führren. Was also ist salutogene Verbundenheit? Welche Rolle spielen die verschiedenen Formen der Liebe? Was entscheidet letztlich darüber, ob wir in Verbundenheit frei oder unfrei sind? Erst im Tod des Anderen treten manche Aspekte der Verbundenheit besonders hervor. Häufig geschieht Seltsames um den Tod eines Menschen. Viele berichten von Erscheinungen, Synchronizitäten oder spukhaften Ereignissen, die auf eine größere Verbundenheit jenseits unserer Körperlichkeit hinweist. Wenn diese nichtlokale, überzeitliche Verbundenheit eine Art Entanglement darstellt, dann lassen sich noch weitere Fragen formulieren, wie vielleicht diese: Könnte es nicht sein, dass unser Verbundenheitserleben nach dem Tod eines Menschen auch die Qualität der Verbundenheit davor mitprägt? Wenn Verbundenheit zeitlos ist, was bedeutet dann Trennung? Und was vermag die Verbundenheit zu bewahren und zur Lebendigkeit befreien? Es lohnt sich also, dem Wesen der Verbundenheit nachzuspüren.

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20.3.24  Träume und die Autonomie des Bewusstseins

Träume sind eine sehr besondere Art von Bewusstsein. Im Wachzustand bildet die mentale Repräsentation einer realen Umwelt den erlebbaren Bewusstseinsraum und regt zu einer kausalen Interaktion mit dieser Welt an. Das Bewusstsein erlebt sich als Organ des Willens und der aktiven Gestaltung und Rationalität. Faktische Welt und Bewusstsein bilden eine sich gegenseitig bedingende Einheit. Im Traum ist das anders. Hier muss zunächst jegliche Sinnespräsenz losgelassen werden und so entsteht die Traumwelt ohne jegliche Sinnesreize. Das Gehirn erzeugt als „Virtual Reality Generator“ selbst eine sinnesähnliche Repräsentation einer oft seltsam gearteten virtuellen Welt. Manchmal erscheint die Traumwelt sogar realer und plastischer als die Wachwelt und es ist möglich, gestaltend in das Geschehen einzugreifen. Doch der Traum existiert nur als Täuschung, Illusion und grenzt sich klar von den Fantasien des Wachbewusstseins ab. Der Traum beweist uns, dass Bewusstsein weder Kontrolle noch eine reale Außenwelt braucht. Bewusstsein ist vielmehr ein autonomes Phänomen des Welterlebens und besitzt selbst ein enormes kreatives Potenzial. Träume unterstützen uns beim Lernen und ermöglichen die Verarbeitung und psychische Einordnung des wachbewussten Erlebens. Träume sind oft rätselhaft und manchmal scheinen sie als Wahrträume außersinnliche Wahrnehmungen einer übergeordneten Wirklichkeit der realen Welt zu spiegeln. Mitunter sind Traumwelten faszinierend fantastisch und manchmal sogar für unsere Lebensgestaltung von Bedeutung. Umso mehr stellen sich hier Fragen, wie wir unsere Träume erleben, wie wir sie reflektieren und wie sie unserem Leben Bedeutung geben.

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6.3.24  Evolve-Salon: Leben, Tod und Transformation

Die Ausgabe des aktuellen evolve Magazins widmet sich dem Schwerpunktthema Leben, Tod und Transformation. Unsere Zeit ist auch eine Zeit des Sterbens. Krieg und Konflikte vernichten menschliches Leben. Lebewesen und Ökosysteme gehen verloren oder werden bedroht. Eine Lebensweise, in der wir uns eingerichtet haben, bricht zusammen. Können wir dieses Sterben spüren? Sind wir so mutig? Und finden wir darin Zeichen der Transformation, die unausdenkbare Neugeburt? Über all diese Fragen möchten wir in unserem evolve Salon in den Dialog kommen.

Du kannst das Editorial unter https://www.evolve-magazin.de/einfuehrung-41-2024/ und den Leitartikel unter https://www.evolve-magazin.de/der-existenzielle-sprung/ ansehen.


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7.2.24  Vom Sinn der Existenz - Was mach das Leben wirklich sinnvoll?

Die Frage nach dem Sinn des Daseins ist eine speziell Menschliche. Leben an sich frägt nicht nach einem Sinn und braucht auch kein Ziel, um sich seiner Existenz zu berechtigen. Vielleicht macht die Frage nach dem Sinn auch nur innerhalb der Betrachtung eines Selbst in Bezug auf seinen Kontext oder seinen größeren Zusammenhang „Sinn“. Damit wäre der Sinn ein Aspekt im Bewusstsein, der weder objektiv existiert, noch subjektiv zu existieren braucht, vor allem, wenn die Intelligenz des Lebens nicht nach dem größeren Zusammenhang fragt.  Dennoch wissen wir, wie wirkmächtig subjektive Konzepte unseres Bewusstseins sind, so dass mit unserer eigenen Sinndefinition und Sinngebung im Leben die objektive Wirklichkeit gestaltbar ist. Es lohnt sich also, dem Leben einen Sinn zu geben und unsere Definition von Sinn zu überdenken, beziehungsweise dem Sinnhaften nachzuspüren. So können wir uns fragen: Wie eng ist Sinn an unsere Moral von Gut und Böse geknüpft? Ist Sinn letztlich nur im Bezug auf das große Ganze zu werten? Muss das Sinnvolle dem Leben dienen und gesund sein? Ist die Liebe der Maßstab für Sinn? Oder die Nachhaltigkeit für Umwelt, Natur und Mensch? Falls ja, warum wäre dann die Welt ohne der nach Sinn fragenden Menschen sinnvoller als mit? Oder liegt in unserer technischen Zivilisation selbst ein eigener Sinn, der gerade durch unsere Definition von Sinnhaftigkeit entstanden ist? Diese und andere Fragen möchte ich gerne in unserem Forumsgespräch gemeinsam bewegen.

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24.1.24 Grenzen – wahren, erweitern, auflösen


Die Selbstgrenze ist für jeden Organismus essenziell und erfüllt lebenswichtige Aufgaben, wie den Schutz des Innenlebens und die Kontrolle darüber, was aufgenommen und ausgeschieden wird. Dies gilt für Menschen, Tiere, Pflanzen, einzelne Zellen und sogar Bakterien und Viren. Dabei ist die Intelligenz, welche diese Funktionen steuert und diese Grenze bildet, von Bewusstsein weitgehend unabhängig. Ein Beispiel dafür ist die Wundheilung.

Aber auch im Bereich des Mentalen kann man sich eine solche Selbstgrenze denken und es braucht die Funktionen der Grenzregulation. So verarbeitet unser neuronales System eine Vielzahl von Sinnesreizen, denen man sich im Alltag teilweise aussetzen muss und teilweise auch möchte. Da wir also unsere Augen und Ohren nicht beliebig verschließen können, braucht es also mentale Begrenzungsmechanismen, die erst nach der primären Reizverarbeitung ansetzen. Diese sind Bewertungsfunktionen, nach denen wir unsere Umgebung einschätzen können und darauf entsprechend reagieren. Mentale Grenzen bestehen daher aus komplexen emotionalen und kognitiven Prozessen, die oft zu Gewohnheiten geworden sind.

Das daraus resultierende Abgrenzungsverhalten ist jedoch keineswegs nur Selbstschutz und Garant für bestmögliches physisches und psychisches Wohlbefinden. Vielmehr haben diese Grenzfunktionen häufig dysfunktionale Aspekte, die es verhindern, sich frei und unbeschwert zu fühlen oder auch neue und heilsame Erfahrungen machen zu können. Daher besteht in einer spirituellen Entwicklung häufig der Wunsch nach Befreiung gewisser dysfunktionaler Grenzen um schließlich das Ziel der inneren Befreiung zu erleben bis hin zu transzendenten Erfahrungen, welche sogar die bislang erlebten Wahrnehmungsgrenzen in unbekannte Dimensionen erweitern können. Schlußendlich geht es nicht nur um die Erweiterung von Grenzen, sondern vor allem um die Fähigkeit, Grenzen sinnvoll nutzen, setzen, wahren, erweitern und auflösen zu können. Diese mentale Grenz-Flexibilität ist jedoch nicht nur ein persönliches „egozentrisches“ Anliegen, sondern befähigt uns vielmehr zur Empathie, zur Offenheit, zu Friedfertigkeit und einem liebevollen gemeinschaftliche Umgang miteinander. Gehen wir daher in einen gemeinsamen Dialog über die Entwicklungsmöglichkeiten dieser Grenzdynamiken.
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10.1.24  Demut und Erhabenheit

Zwei aus der Mode gekommene Begriffe, die vielfach als überholt gelten, weil sie unserem modernen Wertesystem nicht mehr entsprechen. Vielmehr wurde sowohl der Demut, als auch der Erhabenheit aus der Darstellung so mancher Kriege und Skandale eine entwürdigende Bedeutung zugeschrieben. Demut gilt als ergebene Unterwürfigkeit, welche einem gesunden Selbstbewusstsein im Wege steht, während die Erhabenheit mit Stolz und Überheblichkeit assoziiert wird mit der Gefahr von Unterdrückung und Machtmissbrauch. Vor allem die Deutschen dürfen sich angesichts ihrer Geschichte weder Erhabenheit, noch Demut mehr zugestehen. So stand ich vorgestern in Kelheim in der Befreiungshalle, einem riesigen Kuppelbau aus Marmor, in dem 34 übergroße Engel im Kreis stehen und die Einigkeit des deutschen Volkes darstellen. Hier trafen sich beide Gefühle, die Erhabenheit und die Demut, beide in einer unverletzten Weise, obwohl im Hintergrund die Geschichte katastrophaler Kriege stand, die niemand wieder erleben möchte. Aber nicht nur im Monumentalen, sondern auch im individuell Menschlichen erstrahlen diese Tugenden. Ich erinnere mich an einen Mönchsbruder, der eine Güte, Stille und Demut in seinem Sein ausstrahlte und dadurch für mich Friede, Würde und Erhabenheit vermittelte. Er war weder stolz und überheblich, noch schwach und unterwürfig, sondern vielmehr von einer stillen inneren Freude und Liebe getragen. Erhabenheit braucht keinen Größenwahn und Demut keine Entwertung. Wenn wir die Demut als würdevoll anerkennende Haltung uns gegenüber dem größeren Ganzen kultivieren und die Erhabenheit als die würdevolle Rechtmäßigkeit unserer Existenz an sich betrachten, dann können beide Begriffe in Koexistenz eine Lebenshaltung ergeben, die uns in einer Zeit der ständigen Suche nach Bedeutung, Selbstverwirklichung und dem Geliebt werden, erlösen können. Auch im Bereich der Heilung kann die Demut eine salutogene Eigenschaft sein, die es wert wäre, näher erforscht zu werden. Vielleicht krankt unsere Gesellschaft ja doch daran, dass es in ihr weder für die Demut, noch für das Gefühl einer würdevollen Erhabenheit einen anerkennenden Platz gibt. Darüber möchte ich in unserem Forumsgespräch gemeinsam nachsinnen.

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13.12.23 Impulse für eine neue Kultur des Feierns

Weihnachten steht wieder vor der Tür und wie in jedem Jahr, stellt sich mir die Frage, wie man diesem eigentlich so schönen Fest eine neue Sinnhaftigkeit geben kann, die über Geschenke, Einander Sehen und gut Essen hinausgeht. Im Falle der Weihnachtszeit hilft mir da sehr, dass es die dunkelste Zeit des Jahres ist, die überwunden wird und das symbolische Licht in die Welt tritt, wobei Licht eine vielfältige Metapher für Bewusstsein, Freude, Erkenntnis, den Geist, das Göttliche, die „Erlösung“ und einiges mehr ist. Dafür lohnt es sich doch ein Fest zu feiern. Wie aber gelingt das in der derzeitigen Kultur, in der der Mainstream ja doch so nüchtern und diesseitsorientiert ist?

Das Problem des Feierns scheint grundlegender zu sein. Unsere Feiertage sind Großteils Programm des christlichen Kirchenjahres. Es geht ja nun schon etliche Jahrzehnte, dass das christliche Weltbild immer weniger den Menschen als Leitmotiv dient. Der Konsumgedanke hingegen ist ein gesellschaftliches Leitmotiv, das den Festen den Geschenkebrauch brachte. Auch Freizeit ist ein starkes Motiv, weshalb die Feiertage so beliebt sind. Hier zeigt sich die Diskrepanz zwischen Anlass und Inhalt eines Festes deutlich. Um dies aufzulösen braucht es womöglich nicht das Fallenlassen des christlichen Anlasses, sondern vielmehr die Frage nach zeitgemäßen Inhalten und Bedeutungen, die unsere Feiertage mit Sinn, Ausrichtung und Lebendigkeit füllen könnten.

Ja, ich wage die These, dass wir wieder neu feiern lernen müssen. Sich auf Bräuche und Traditionen zurückzubesinnen scheint nicht mehr zu funktionieren, die Kultur entwickelt sich zudem so rasant, dass jeglicher neue Brauch in Bälde wieder überholt sein könnte. Im Forum möchte ich daher die Frage bewegen, wie eine neue Festtagskultur aussehen könnte.

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29.11.23 Entwicklung und Verwicklung, Kreativität und Destruktivität

Wir befinden uns in einer einzigartigen Zeit, in der die Entwicklung und Kreativität der menschlichen Fähigkeiten eine noch nie dagewesene Dynamik und Produktivität entfaltet. Man könnte sagen, wir leben in einer Hochzeit unserer Schöpfungskraft und viele Menschen haben dadurch einen außergewöhnlichen Lebensstandard erreicht.

Gleichzeitig hat diese menschliche Schaffenskraft einen immensen, zur Kreativität annähernd proportionalen, destruktiven Charakter. Wir produzieren gigantische Mengen Müll, welchen die Umwelt nicht verkraften kann, durch das menschliche Treiben werden so viele Tier- und Pflanzenarten ausgerottet, wie es die Erde nur wenige Male bei schwersten Katastrophen erlebt hat. Durch den menschlichen „Wirkwahn“ wird das sensible Gleichgewicht der Natur gestört, welches für Lebensbedingungen sorgt, die für den Fortbestand vieler Lebensformen essenziell sind. Und nun steuern wir wieder auf einen Höhepunkt zu, in dem Regierungen und auch Teile der Bevölkerung den Zerstörungskrieg als Konfliktlösungsansatz wählen und nach mehr und noch mehr Waffen rufen.

Stellen wir diese beiden Aspekte von Schöpfung und Zerstörung gegenüber, so scheint es unentscheidbar zu sagen, welches Prinzip in der nahen Zukunft unser Schicksal mehr bestimmen wird. Vielleicht sind diese beiden Prinzipien sogar Ausdrucksformen derselben menschlichen Motivation. Dann gilt es vielleicht, diesen grundlegenden „Trieb“ näher zu verstehen und das bedeutet auch, hinter die begrifflichen Fassaden von Gut und Böse zu blicken. Aus dieser Perspektive kann schließlich eine versöhnte Haltung zum gegenwärtigen Entwicklungsprozess möglich werden. Daher möchte ich gemeinsam über die rätselhafte Dynamik von Kreativität und Destruktivität, von Entwicklung und Verwicklung nachsinnen.

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15.11.23  Evolve-Salon: Auf der Kippe von uns Menschen zur künstlichen Intelligenz

So faszinierend die Fähigkeiten der von künstlicher Intelligenz (KI) betriebenen Sprachgeneratoren sind, so bedrohlich wirkt diese Technologie auch für Viele, nicht nur für Laien, sondern vor allem auch für Experten, die recht genau verstehen, welche Möglichkeiten sich durch die rasche Entwicklung der KI-Systeme auftun könnten. Dabei sind die Prinzipien der KI schon einige Jahrzehnte alt. Aber nun ist recht rasch die Zeit gekommen, in der KI als öffentlich zugängliche Anwendung so etwas wie die Ebenbürtigkeit der maschinellen Informationsverarbeitung mit den menschlichen kognitiven und damit geistigen Fähigkeiten demonstriert. Und weil wir wissen, dass wir eben mit diesen kognitiven Fähigkeiten unsere moderne Welt erst erschaffen konnten, ahnen wir nun die Schöpfungskraft dieser neuen Technologie. Während die Entwicklung von mechanischen Maschinen (wie z.B. das Auto), die ja ebenso unsere menschlich-physischen Fähigkeiten bei weitem übersteigen, noch die letzten vielleicht 130 Jahre hinweg die Welt drastisch verändert haben, hat die Elektronik die letzten 70 Jahre, der Computer als Rechner und Schreibmaschine die letzten 40 Jahre und die digitalen Medien die letzten 20 Jahre geprägt. Und nun bricht darauf aufbauend eine neue Ära an, in der nicht nur Wissen, sondern auch unsere Intelligenz ausgelagert wird, und sprachliche und kreative Intelligenz sozusagen ohne eine menschlich-bewusste Trägerschaft auskommt. Die derzeitige Geschwindigkeit dieser Entwicklung ist überwältigend und wir können nur mutmaßen, welche Veränderungen in unserer Lebensweise auf uns zukommen werden. Vielleicht werden wir den Unterschied zwischen Intelligenz und Bewusstsein besser verstehen lernen und vielleicht werden wir der Rolle unseres menschlichen Bewusstseins aufs Neue gewahr. Schließlich ist unser Bewusstsein das Ergebnis einer gigantischen organischen Entwicklungsgeschichte und so könnte es dessen Aufgabe sein, diese Geschichte nachhaltig weiterzuführen und das trotz und wegen der ungewöhnlichen kreativen Auswüchse der letzten vielleicht 150 Jahre.

Die KI ist damit eine Kippe zwischen Schrecken und Chance. Diesem Thema widmet sich die aktuelle Ausgabe des Magazins Evolve und so wollen wir im Evolve-Salon wieder eine Vielzahl an Aspekten darüber zusammentragen.


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18.10.23 Die Integration des Todes – um des Lebens Willen

Der Tod ist denen, die nach dem Leben streben, oft so furchtbar und angsteinflößend, weil er die Gefahr des ungelebten und unlebbaren Potenzials, das in jedem Lebendigen vorhanden ist und zur Verwirklichung befreit werden will, unmittelbar vor Augen führt. Alle Sehnsüchte, Wünsche und Vorfreuden müssen aufgegeben werden. Der Tod ist damit die finale und gnadenlose Absage an die Kontinuität des Lebensprinzips, und er verlangt die Auslöschung und Vernichtung eines und vieler möglich erscheinenden Lebenspläne. Wie kann dieser scheinbare Gegensatz zum Leben in das Leben integriert werden, ohne das Leben seiner Essenz zu berauben?

Schauen wir Leben genauer an, dann entdecken wir, dass sich jeder einzigartige Werdegang aus einer Vielzahl an Entscheidungen zusammenfügt, die meist nur zu einem geringen Teil von dem Individuum selbst getroffen werden können. Vielmehr ist Leben eingebunden in ein komplexes Umfeld, in dem es eine Vielzahl an Möglichkeiten gibt, und je weiter wir die Umgebung mit einbeziehen, umso größer wird dieses Spektrum. Betrachten wir die Vielzahl der Möglichkeiten in ihrer Überlagerung, quasi wie die Superposition einer quantenmechanischen Wellenfunktion, dann zeigt sich, dass nur ein einziger dieser Lebenswege zur Realität werden kann. Mit jeder Entscheidung und jedem Augenblick im Leben sterben daher alle Alternativen zugunsten des aktuellen lebendig-Seins. Um einen Lebensweg in aller Hingabe und Gänze annehmen zu können, braucht es das Akzeptieren des Todes der unzähligen Alternativen zu denen unser Leben fähig oder bereit wäre. Wer zu dieser finalen und absoluten Nichtverwirklichung mit leichtem Herzen zustimmen kann, mag sich dadurch in vollkommener Hingabe und Angstfreiheit seinem eigenen Lebensweg widmen können. So kann durch die Integration des Todes und dem Freigeben der vielen Lebensmöglichkeiten eine hohe Kraft zu einem sinnvollen Lebenswandel entstehen.

Das mag aber nur eine Betrachtungsmöglichkeit des Todes sein. Lassen wir uns überraschen, wohin uns das Forumsgespräch zu diesem Thema führen mag.

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4.10.23 Die Wurzeln von Religion und Spiritualität – zwischen Erfahrung und Vertrauen, Sicherheit und Sehnsucht

Die Welt- und Stammesreligionen haben scheinbar vielfältige Motive, aus denen sie hervorgegangen sein mögen. Einige dieser Motive erkennt man an den Funktionen, welche die Religionen für die Menschen haben und hatten. Doch häufig ist die Religionsausübung vom Motiv der Gründerväter so weit entfremdet, dass die Religion völlig andere Funktionen bekommt, als deren tradierte Geschichte vermittelt. Ein Beispiel ist unser Christentum, dessen Gott aus der Geschichte Abrahams hervorging. Abraham war ein Mann mit direkten Gotteserfahrungen, innerhalb der er sich in den Dienst dieses Gottes stellt. Und dieser Gott hatte die Funktion der Wertevermittlung und der Orientierung eines Volkes in der Ungewissheit. Ein wesentliches Motiv der Menschen war das Streben nach Sicherheit und Beständigkeit, später auch über den Tod hinaus. Vom Volk jedoch wurde Glaube und Vertrauen gefordert und obwohl Gott sich als ein lebendiger, persönlicher Gott präsentiert hatte, trat an die Stelle der Gottesbegegnung später das sehnende Bitten um die Erfüllung von Wünschen und der Errettung von Nöten.

Heute tritt vielfach an die Stelle der Religion eine Spiritualität, die jede/r für sich selbst zu erfinden sucht. Ich frage, was sind hier die Motive, die den regen Zulauf zu bestimmten spirituellen Richtungen oder Lehrern bewirken? Wir leben nicht mehr in der Zeit, in der die Menschen zentral mit der Bewältigung eines Sündenkonzeptes sich befassen wollen. Manche sehnen sich nach der Befreiung aus einem rationalen und naturwissenschaftlich begrenzten Weltbild. Da aber eine persönliche Gottesbegegnung nicht in die Lebenserfahrung passt, wird eine fügende Intelligenz, manchmal Universum, manchmal Karma oder sonstwie genannt, angenommen. Mit diesen Konzepten glaubt man sich dann dem großen Ganzen verbinden zu können. Sind wir damit wirklich weitergekommen im Vergleich zu den damaligen Religionsgründern? Vielleicht sind wir zurückgekehrt zu diesen, weil wir selbst zu unserem ureigenen Religionsgründer werden wollen.  Was also treibt uns an und wo liegen die verheißungsvollen Wege? Lasst uns selbst hinterfragen nach der Bedeutung unserer transzendenten Erfahrungen, unsere Anker des Vertrauens, unser Bedürfnis nach Sicherheit und Beständigkeit und die Sehnsucht nach Verbundenheit. Oder was sind Eure spirituellen Motive und Inhalte?

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20.9.23 Visionen für eine gute Zukunft des Menschseins

Die Zukunftsvisionen der Menschheit in den vergangenen hundert Jahre haben sich vorwiegend auf eine zunehmende Technologisierung bezogen. Und das nicht nur in den westlichen Zivilisationen. Medial ist dies im Science-Fiction-Genre sehr gut zu beobachten. Die Triebkraft dafür mögen die realistisch erscheinenden Möglichkeiten der technischen Entwicklung sein, welche durch Forschung und Industrialisierung rasch für viele Menschen verfügbar wurden. Diese visionäre mentale Extrapolation der Entwicklung hat sich nun vielfach verwirklicht. Obwohl die technische Entwicklung zunächst die Vereinfachung des Lebens und die materielle Verfügbarkeit von Nützlichem zum Ziel hatte, haben wir dieser Technisierung einen wesentlichen Sprung in der Bewusstseinsentwicklung zu verdanken, indem wir als Menschheit durch Mobilität und später informationeller Vernetzung zu einer pluralistischen, global vernetzten Multikulti-Gesellschaft geworden sind. Der Preis, den wir dafür zahlen ist ebenfalls in der Science-Fiction bereits sichtbar: Die Welt wird technisch steril, es bleibt kaum mehr Platz für die anfängliche Vielfalt und Wildheit der Natur, aus der wir hervorgegangen sind. Heute erkennen wir, dass dies ein Problem für die Erde als unsere Heimat werden wird. Daher denke ich, brauchen wir dringend neue Visionen für eine lebendigere Zukunft, in die wir uns hineinentwickeln möchten. Eine Zukunft, in der unser Bewusstsein zwar nicht mehr hinter die technischen Entwicklungen zurückgehen kann, in der aber unsere natürliche Verbundenheit mit der Vielfalt und Komplexität unseres Ökosystems aufs Neue gefeiert wird. Ich möchte fragen, wie wir wirkmächtige Visionen zu einer Menschheit unterstützen können, welche die Evolution des Lebens ohne endlose Zerstörung fortzusetzen vermag. Es scheint sogar, als sei der Impuls für diese Bewegung bereits da, indem viele bereits jetzt nach einer grünen, statt grauen Zukunft streben.

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6.9.23 Unterbewusstsein, das Unbewusste und das Vorbewusste: Geheime Intelligenzen hinter unserem Bewusstsein

Mit unserem Bewusstsein sind wir in der Lage komplexe Zusammenhänge zu erkennen und daraus sinnvolle und kreative Entscheidungen und Handlungen durchzuführen. Da uns dies in unbewussten Zeiten, wie im traumlosen Schlaf, nicht möglich ist, sind wir dazu geneigt anzunehmen, dass intelligente Handlungen gerade dieses Wachbewusstsein brauchen. Andererseits wissen wir, dass viele hochintelligente Lebensprozesse ohne ein Wachbewusstsein stattfinden und dass selbst unsere bewussten Entscheidungen vorbewusst getroffen werden. Man könnte daher annehmen, dass unser Zeugenbewusstsein nur ein beiläufiges Nebenphänomen zu den intelligenten Fähigkeiten eines Bewusstseinsapparates ist, welches gar nicht entscheidend zum kreativen Lebensprozess beiträgt.

Um diese nicht bewussten Einflüsse und Vorgänge zu benennen haben sich Begriffe wie das Unterbewusstsein, das Vorbewusste und das Unbewusste etabliert. Obwohl diese den Begriff „Bewusstsein“ beinhalten, grenzen sie sich doch vom Bewusstsein ab und drücken aus, dass hier etwas jenseits des Bewusstseins geschieht, das aber dennoch wesentlich zum Leben und zum Bewusstsein beiträgt. Wir wollen uns hineinbegeben in unserem Forumsgespräch in das, was sich hinter diesen mysteriösen Hintergrundaktivitäten unseres Bewusstseins verbirgt.
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26.7.23 Bewusstsein bedeutet Lieben

Ich möchte hier versuchen, das Prinzip der Liebe als die wesentliche Eigenschaft von Bewusstsein zu benennen. Gewagt ist das deshalb, weil beide Begriffe, Bewusstsein und Liebe kaum präzise definiert sind und inflationär in vielfacher Weise verwendet werden. Doch versucht man beide Begriffe zu reduzieren auf ihr Wesentlichstes, dann zeigt sich tatsächlich ein sehr enger Bedeutungszusammenhang.

Zu lieben bedeutet, sich zu verbinden, eins zu werden, etwas zu sich zu nehmen. Es ist der Wunsch, das Verlangen und der Akt, selbst zum Objekt des Geliebten zu werden und damit dem Einssein ein Stück näher zu kommen. Letztendlich geht es sogar darum, jegliches Erleben von Getrenntsein aufzulösen. Wenden wir uns mit dieser Definition von Liebe dem Phänomen des Bewusstseins zu, dann zeigt sich, dass Bewusstsein durch die Möglichkeit des Betrachtens und Erlebens einer Welt oder eines Aspektes einer Welt, ebenfalls ein Akt des Zu-Sich-Nehmens und des Verinnerlichens ist.  In der bewussten Präsenz nehmen wir mit unseren Sinnen Information über unsere Umgebung oder auch über uns selbst auf und produzieren daraus mittels eines komplex vernetzten, neuronalen Apparates ein inneres Erleben, das schließlich zum Abbild in unserem Bewusstseins wird. Dieses zum subjektiven Eindruck gewordene innere Abbild, entstanden aus einem neuronalen Vorgang, ist damit zum verkörperten Erleben dieses Sinneseindrucks geworden. Dadurch vollzieht sich die liebende Eigenschaft im Akt der Bewusstwerdung quasi von selbst. Dass wir jedoch unser Bewusstsein nicht immer in dieser liebevollen Weise erleben, liegt wohl daran, dass häufig die Sinneswahrnehmungen mitsamt ihrer kognitiv-emotionalen Deutungen nicht mit unseren grundlegenderen inneren Konzepten, Überzeugungen, Bedürfnissen oder unserem Wesen übereinstimmen. Dadurch kann die Welt in uns nicht widerspruchsfrei gespiegelt werden und an die Stelle der liebevollen Zuwendung tritt Ablehnung, Konfliktlösungsdenken und leidvolle Gefühle. Es braucht also ein Kohärenzgefühl, wie Aaron Antonovsky es nannte, damit wir die Welt liebevoll annehmen können und damit psychisch gesund bleiben. So können wir in der Betrachtung von Bewusstsein einiges über die Liebe und aus der Erfahrung unserer Liebe einiges über unser Bewusstsein lernen.

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12.7.23 Vom Wesen des Wesentlichen: Bedeutsamkeit, Wertschätzung und Dankbarkeit

Eine der zentralsten Fähigkeiten unseres menschlichen Bewusstseins ist die Fähigkeit der Bedeutungszuweisung. Gemeint ist damit der Akt, einer Situation, einer Person oder einem Zusammenhang Aufmerksamkeit zu schenken, sie als etwas Besonderes zu betrachten, als etwas Wertvolles und sogar Wesentliches. Und wesentlich wird es womöglich erst durch diese Bedeutungszuweisung, weil wir in diesem Bewusstseinsakt das Bedeutsame so eng mit unserem Wesen und Sein verknüpfen oder auch verschränken, dass es sich dadurch zu etwas im wahrsten Sinne Wesentlichen verwandelt. Vielleicht wird das Bedeutsame sogar zu einer wesenhaften Wirksamkeit erweckt und erhält dann die besondere Kraft, die unseren bewussten Gedanken, Handlungen und Sehnsüchten innewohnt und manchmal sogar magisch erscheinenden Wirkungen nach sich zieht. Manche kennen den Flow, der in solchen bedeutungserfüllten Zuständen die eigene Motivation vorantreibt, aber auch besondere Ereignisse in der Umgebung triggert. Hierfür gibt es einerseits psychologisch und systemisch plausible Erklärungsansätze aber manchmal auch rätselhafte und wundersame Zusammenhänge, die sich beispielsweise als synchronistische Ereignisse zeigen können. So mag es spannend sein, sich diesen mentalen Prozess der Bedeutungszuweisung, wie er sich in Wertschätzung, Dankbarkeit, Sehnsucht, im Interesse und anderen psychischen Motiven zeigt, näher zu betrachten und dadurch einen tieferen Einblick in die besondere Gestaltungskraft des menschlichen Bewusstseins zu erlangen. Ich lade ein, diese in einer gemeinsamen Betrachtung zu versuchen.

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28.6.23 Freundschaft als Lebenshaltung

Meist bezieht sich der Begriff der Freundschaft auf Personen zu denen eine vertraute und verlässliche Beziehung besteht. Und so beruht die Einteilung in Freund*in und Nicht-Freund*in auf Sympathie oder Zweckmäßigkeit. Diese Art von Freundschaft möchte ich gerne als jenen glücklichen Sonderfall bezeichnen, der die Zuneigung hat quasi von selbst entstehen lassen. Da manche bereits die Grenzen dieses Freundschaftsmodells kennen, halte ich es für sinnvoll, den Freundschaftsbegriff zu erweitern, zu vertiefen und neu zu denken. Ich schlage daher vor, Freundschaft als Lebenshaltung zu betrachten, als ein Grundgefühl, das sich nicht konkret auf Freunde bezieht, sondern eine zunächst unabhängige Haltung, die sich auf alles, was uns begegnet beziehen kann und damit bereit ist, vielfältigste Facetten freundschaftlichen Zusammenseins entstehen zu lassen. Freundschaft wird dann zu einem aktiven Begriff, indem wir intrinsisch bewegt zu Freundschaftsstiftern werden und damit ein außerordentliches Potenzial zur Beziehungsgestaltung freisetzen können. Auch muss sich diese Grundhaltung nicht allein auf Mitmenschen beziehen, sondern auch auf Tiere, Pflanzen und Dinge, ja sogar auf abstrakte Systeme, wie Organisationen, Gruppen, Völker, Rassen und schließlich digitale Avatare. Freundschaft als Grundhaltung kann damit zu einem Elixier für Glück und Zufriedenheit in vielen Lebensbereichen werden. Gleichzeitig aber möchte ich auch die Grenzen, Fallstricke und das Potenzial des Scheiterns auf diesem Weg nicht unbedacht lassen. So möchte ich einladen, die Vielfalt dieses Freundschaftsansatzes zu diskutieren und weiterzuentwickeln als Beitrag zu einer Kultur des Bewusstseins.

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14.6.23  Intelligenz und Bewusstsein

Als Menschen erleben wir unsere Intelligenz zunächst eng verbunden mit unserem Bewusstsein und es scheint, dass Einsichten erst in einem bewussten Zustand gewonnen werden können. Ist Intelligenz aber lediglich die Fähigkeit eines Systems, Informationen derart zu verarbeiten, dass damit zweckmäßige, wie z.B. zur Lebenserhaltung dienende Resultate entstehen, dann ist Intelligenz nicht an eine bewusste Einsicht gebunden. In jeglichen Lebensprozessen, von der Ebene der Viren, Bakterien, Einzeller, bis hin zu den Vorgängen in hochkomplexen Organismen entdecken wir hochintelligente Vorgänge. Und so scheint es, dass „intelligentes“ Verhalten auch ohne dieses bewusste Erleben stattfindet. Denken wir an das genial organisierte und intelligent arbeitende Immunsystem unseres Körpers. Unser menschliches Bewusstsein wäre wohl nicht in der Lage, diese Komplexität durch bewusste Entscheidungen handzuhaben. Wäre Intelligenz nur die exoperspektivische Beschreibung eines Prozesses, der aus seiner Endoperspektive als Bewusstheit wahrgenommen wird, dann hätte das Immunsystem eine Art verborgenes Bewusstsein. Würde dann eine künstliche Intelligenz auch eine Art Bewusstheit erleben? Hier merkt man, dass zur Bewusstheit mehr gehört und es lohnt sich, den Begriff der Intelligenz genauer zu betrachten. Auch stellt sich die Frage, ob und wie das Prinzip der Selbstorganisation bereits zu intelligentem Verhalten führen kann? Basiert die Schöpfung damit auf einer aus sich selbst heraus emergierenden Intelligenz? Oder gibt es eine im Universum immanente Intelligenz, die sich in den intelligenten Organisationsformen des Lebens offenbart. Ein Hinweis auf etwas Göttliches sozusagen?

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31.5.23 Evolve-Salon: Unsere Weisheit – und warum es sie braucht

Nicht genug können wir in dieser Zeit über Weisheit nachsinnen, denn sie könnte der essenziellste Faktor für eine lebenswerte Zukunft für das Leben auf diesem Planeten darstellen. So ist dies das Thema der aktuellen Ausgabe des Magazins evolve, in der zu lesen ist:

„Uns fehlt es an Weisheit. Wie sonst wäre es zu erklären, dass wir uns an den Rand der Selbstzerstörung bringen, dass wir Technologien erschaffen, die sich gegen uns wenden, dass wir im Leben Sinn und Orientierung verlieren? Weisheit spielt aber in unserer rationalen wissenschaftlichen Weltsicht kaum eine Rolle. Trotzdem lebt eine Ahnung in uns, dass Weisheit mehr ist als Wissen und auf Klarheit und Verbundenheit, auf die Würde und Reife eines Lebens zum Wohle des Ganzen verweist. Das brauchen wir heute dringend – als Einzelne und als Kultur. Aber wie könnte eine zeitgemäße Weisheitskultur aussehen?“

In unserem Online-Evolve-Salon wollen wir uns dieser Frage gemeinsam widmen.

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19.4.23 Bewusstsein und das wesenhafte Sein

Wo beginnt die Würde des Seins als jenen schützenswerten Teil einer Existenz, die wir als ein Wesen bezeichnen würden? - Wenn wir mit Liebe in die Welt blicken, sind wir in der Lage staunend den Wert jeglichen Lebens und auch Nicht-Lebens zu entdecken. Diese Würdigung des Lebendigen hängt möglicherweise eng mit der Empfindung zusammen, sich im lebendigen Gegenüber mit etwas beseeltem verbinden zu können und diese Seele ist ebenfalls ein fühlendes Wesen, das in seinem Sein unverfügbar und geheimnisvoll in seiner Lebendigkeit ist. Wie weit hinab in die einfachsten Bereiche von Leben oder sogar Nicht-Leben reicht dieses Wesenhafte? Wo beginnt das Wesenhafte? Braucht es ein Bewusstsein dafür, die Fähigkeit zu fühlen oder genügt die geheimnisvolle Intelligenz im Lebendigen? Sind Fühlen und Empfinden etwas, das dem Lebendigen vielleicht prinzipiell innewohnt? Was wäre Fühlen, wenn es nicht „bewusst“ wäre? Ist der schlafende Teil des Lebendigen nicht ebenso wesenhaft? Sich mit dem Leben zu verbinden braucht unser ganzes Sein und ist damit nichts, das man sich herbeireden kann. Dennoch kann unser gemeinsames Gespräch uns auf diesem Weg wesentlich unterstützen.

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5.4.23 Unendlich, grenzenlos und ewig

Jede Wahrnehmung, jedes Geschehen und jedes gedankliche Konzept erhält seine Bedeutung durch die Eigenschaft als etwas Abgrenzbares und Unterscheidbares betrachtet zu werden. So gehört die Begrenzung zum Wesen unserer Wahrnehmung. Gleichzeitig suchen wir die Befreiung und die Auflösung von Grenzen, denn etwas in uns weiß um die Relativität von Grenzen. Und es scheint eine Eigenschaft des Lebendigen zu sein, die eigenen Grenzen zu erweitern und sich auszudehnen, nicht zur im Räumlichen, sondern auch im zeitlichen Fortbestand. So tragen wir Menschen durch unser Bewusstsein einen spirituellen Impuls in uns, der sich nach Weite, nach Unendlichkeit in Größe, Fähigkeit, Liebe und nach ewiger Existenz sehnt. In Transzendenzerfahrungen erfüllt sich diese Sehnsucht, indem Grenzen sich auflösen und eine Art von grenzenloser Wahrnehmung erlebbar wird. Wie wirklich ist diese Grenzenlosigkeit? Wie real ist das Unendliche? Und wie ewig sind wir?   - Sind diese Erfahrungen und Gedanken nur mentale Fantasien, Wunschträume und Illusionen? Oder gehört das Ewige ebenso zur Welt und zur Natur wie die fest umrissenen Strukturen. Die Mathematik braucht das Unendliche zur Berechnung physikalischer Begebenheiten – auch wenn die physikalische Relevanz oft relativiert werden muss: So mag man Singularitäten postulieren, in denen Messgrößen unendliche Werte annehmen könnten, doch haben diese im Alltag kaum eine Relevanz. Und was hilft es uns zu wissen, dass sich Felder ins Unendliche ausdehnen, wo doch ihre Wirkung in recht überschaubaren Entfernungen nicht mehr nachweisbar sind? Auch Spekulationen über die Ewigkeit des Bewusstseins könnten letztlich nur aus der Angst vor der eigenen Endlichkeit propagiert werden.

Vielleicht geht es weniger um die Frage nach einer absoluten Unendlichkeit als vielmehr darum, wie es möglich ist, Grenzen aufzulösen, ohne sie sogleich durch neue Begrenzungen zu ersetzen. Können wir die Grenzenlosigkeit, das Unendliche und das Ewige mit in unsere Lebenshaltung einbeziehen, es halten und aushalten?

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22.3.23 Was uns berührt und bewegt

Die Frage nach dem Sinn des Daseins, aber auch der Sinnhaftigkeit von Erleben ist keine nach objektiven Kriterien zu beantwortende. Die Sinnfrage taucht ja erst durch die Fähigkeit zur bewussten Reflexion des Daseins, des eigenen Schicksals und Erlebens auf. Umso wichtiger ist es daher zu fragen, warum es diese Frage gibt und wozu sie wirklich gestellt wird. Eine Antwort mag sein, dass wir uns wünschen, dass all die fragmentierten Erfahrungen, die wir machen, in etwas größerem Zusammenhängen. Fragmentiert bedeutet aber auch, dass wir vielleicht selbst nicht genügend eingebettet und eingebunden sind in den Prozess des Lebens. Oder anders ausgedrückt, dass ein Teil unserer Psyche nicht berührt und verbunden ist mit dem äußeren Leben. Man könnte es das Kohärenzgefühl nennen, um das es hier geht. Und dieses Kohärenzgefühl braucht Berührbarkeit, die zur Resonanz anregt. Daher wäre hier die These, dass Glück und Sinn wesentlich mit dem zusammenhängt was uns berührt und was uns bewegt. Es scheint einerseits eine Kunst zu sein sich vom Leben berühren zu lassen und andererseits ein Geschenk, wenn das Innere berührt wird und wir so mit uns selbst in Resonanz treten dürfen. Im Gespräch werden wir dem nachzuspüren versuchen, was uns bewegt, warum und auf welche Weise dies geschehen kann.

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8.3.23 Evolve-Salon: Re-Generation

Wir sind gesellschaftlich in einer Zeit angekommen, in der die Menschen einfach nachvollziehen können, dass die Art und Weise, wie wir als Menschheit gerade leben nur kurzfristig noch funktioniert. Diese Erkenntnis ruft uns dazu auf, uns Gedanken zu machen, wie wir in Zukunft leben können und wollen, wie wir die Welt in einen nachhaltigen Kreislauf zurückbringen können, in dem Energiegewinnung, Warenproduktion und Lebensweise den Planeten derart beeinflussen, dass ein Leben darauf auch noch zukünftig lebenswert und lebensfreundlich sein wird. In diesem Sinne ist diese Generation der Frage der Regeneration verbunden. Diesen Titel trägt die aktuelle Ausgabe des Magazins Evolve. Sie bietet wieder viele Impulse und denkenswerte Beiträge, in die wir gemeinsam eintauchen wollen.

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22.2.23 Evolution und Potenzial des Bewusstseins

Wir stehen gerade jetzt in dieser Generation an einem äußerst besonderen Punkt in der Evolution von Leben auf diesem Planeten. Denn bisher war Bewusstsein in Menschen und Tieren zunächst vorwiegend auf die unmittelbare Lebensumgebung gerichtet. Virtuelle Bewusstseinsräume finden sich seit jeher im unverfügbaren Bereich der Träume. Mit der Sprache entwickelten sich weitere virtuelle Räume aus Ideen, Phantasien, Sagen und Geschichten und ganz zentral den ebenfalls unverfügbaren religiösen und spirituellen Vorstellungen. Und heute? Die Menschheit hat nicht nur Werkzeuge gemacht, um die Arbeit der Hände zu unterstützen, sondern hat das Geistige neu erschaffen. Sie hat milliardenfach komplexe, für einzelne Menschen undurchschaubare Maschinen entwickelt, die in der Lage sind, eine Vielzahl von menschlich-mentalen Eigenschaften und Funktionen mit höchster Präzision zu übernehmen. Wissen, das bisher in Gehirnen oder Schriften vorhanden sein musste, hat sich in gigantischer Weise vermehrt und befindet sich unsichtbar auf Datenspeichern. In künstlichen virtuellen Räumen wird es in unüberschaubarer Weise hochgradig vernetzt und für Milliarden von Menschen frei verfügbar. Und noch mehr: Computer sind in der Lage Informationen zu verknüpfen und Aktionen zu steuern: Die Welt der künstlichen Intelligenz und Robotik. Wird sich bald die Einzigartigkeit des menschlichen Bewusstsein auf seine subjektiven Empfindungsqualitäten reduzieren?

Jetzt, in dieser Zeit, hat es die Menschheit geschafft, eine Art übermächtiges Double des einst unverfügbaren Mentalen herzustellen und macht sich damit die Welt und den Geist verfügbar. Interessanterweise brauchte es für diese Entwicklung keine langwierige Evolution des Gehirns, denn das alles geschah innerhalb weniger Generationen. Es genügte die Veranlagung des Gehirns zur Lernfähigkeit und Neuroplastizität und die menschliche Fähigkeit zur Kokreation.

Diese Entwicklung konnte man vor einer Generation ahnen aber nicht vor drei. Die integralen Theorien sehen in der Zukunft des Menschen die Fähigkeit der multiperspektifischen Betrachtung und die Integration verschiedenster Entwicklungs- und Erfahrungsbereiche. Ist das aber der Trend? Welches Potenzial entsteht durch diese technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen wirklich für uns Menschen? Werden wir dadurch befreit und bewusstseinserweitert? Oder geraten wir in eine tiefe Krise, eine Sinnkrise im Persönlichen und eine existenzielle Krise im Globalen? Wie könnte die Menschheit leben, wenn sie sich aus diesen Krisen wieder erhoben hat? Gerne möchte ich gemeinsam über diese Fragen nachdenken.

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8.2.23  Künstliche Intelligenz – was bedeutet sie für unser Bewusstsein?

Die digitale Ära schlägt mit der raschen Entwicklung der sogenannten künstlichen Intelligenz (KI) ein neues Kapitel in der Menschheitsgeschichte auf. Derzeit werden im Internet für alle verfügbare KI-Programme „gehypt“, die auf jede Frage einen intelligenten Text verfassen kann. Und gleichzeitig erfahren wir, wie schwer es ist, von KI verfasste Texte von menschlich verfassten zu unterscheiden. Dennoch sind die Texte noch keineswegs unbedingt richtig, sinnvoll oder praktisch nutzbar. Denn was der KI fehlt, ist die praktische Lebenserfahrung, aus der heraus wir intuitiv manche Aussagen besser bewerten können. Was wir aber von der KI in den nächsten Jahren bereits erwarten können, ist, dass sie uns Informationen verfasst und liefert, die bisher noch von Menschen erdacht werden müssen. Selbst wissenschaftliche Publikationen könnten künftig durch KI publiziert werden. Ja, das was KI leistet ist eine wesentliche Qualität oder Leistung, die bisher ausschließlich durch ein menschliches Bewusstsein geschaffen werden konnte. Und die KI braucht zu alledem keine Bewusstheit. Was also macht unser Bewusstsein so einzigartig? Was geschieht mit uns Menschen, wenn diese informationsverarbeitenden Funktionen ausgelagert werden? Können wir der KI vertrauen oder werden wir noch leichter manipulierbarer oder gar irre? Vielleicht werden wir als Menschen wieder freier zu Kreativität, Intuition, Emotionalität, etc., also jenen wesentlichen Qualitäten des Bewusstseins, die durch die mechanistische Kognition und rationale Intelligenz oft zu kurz gekommen sind. Mündet diese Entwicklung in einer Sinnkrise oder lernen wir, unsere Rolle als Menschen in der Welt wieder neu zu definieren? Wodurch werden wir Glück und Erfüllung finden? Wird es unsere Aufgabe sein, Weisheit im Sinne einer praktischen Intelligenz zu leben? Vielleicht stehen wir ja bereits jetzt schon am Rande eines neuen Bewusstseinsentwicklungssprungs. Lasst uns dem gemeinsam nachgehen.

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25.1.23  Ambiguitätstoleranz – aus Liebe zum Leben

Menschliches Bewusstsein ist Fluch und Segen zugleich. Tatsächlich haben wir Menschen auf viele Fragen unseres Menschseins und unseres Erleben Antworten gefunden. Ein Stück weit wurde die Natur entzaubert durch das naturwissenschaftliche Verständnis und gleichzeitig rückten an die Stelle der früheren Fragen wieder Neue und so bleibt zum Glück dem wahrhaft Forschenden das Staunen über die größeren Zusammenhänge erhalten. Aber die großen Fragen des Lebens bleiben weiterhin unbeantwortet, obgleich geschmückt mit viel mehr Details: Das sind jene Fragen, aus denen heraus in jeder Kultur die Religionen, Kulte und Ideale entstanden sind, Fragen nach dem Transzendenten, den verborgenen Wirkkräften, einer jenseitigen Welt und die Frage nach einem Leben jenseits des Todes.

Hier scheint unser Bewusstsein gefangen zu sein in sich selbst wie in einem Hamsterrad. Denn diese Fragen existieren ja erst durch ein Bewusstsein, das in der Lage ist, über sich hinaus zu denken, Sehnsüchte nach einer hypothetischen Wirklichkeit zu entwickeln und die so entstehenden inneren Konflikte zwischen faktischer Wahrnehmung und dem Erdachten und Ersehnten aufzulösen. Und gerade wenn es ums Wesentliche im Menschsein geht, sind die Widersprüchlichkeiten und Paradoxien im Erkennen besonders deutlich. Hier hilft uns nur die sogenannte Ambiguitätstoleranz, die Fähigkeit, unauflösbare Widersprüche zu ertragen. Aber nein, es geht nicht um das Ertragen, sondern um viel mehr: Es geht darum, die durch unser Sehnen und Fragen verloren gegangene Lebendigkeit wieder zu erlangen. Ambiguitätstoleranz kann also eine innere Haltung sein, die uns in die Lage bringt, inmitten allen Fragens und Sehnens den Raum zu weiten, dass das Leben selbst den größeren Rahmen dafür bietet. Dann können wir mit mentalen Widersprüchen spielerisch umgehen uns sie in den Dienst unserer Liebe zum bewussten Leben stellen. Wie das gelingen kann, das möge unser Thema im Forumsgespräch sein.

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11.1.23  Freude – eine Bewusstseinsqualität im Dienst unseres Glücklichseins

Wenn wir Freude empfinden sind wir dem Zustand der Glückseligkeit ganz nahe. Freude ist wie ein Vehikel zur Zufriedenheit. Und Glück und Zufriedenheit hat mit Frieden und Bejahung des Lebens zu tun. Und genau dazu dient die Freude in vielfältiger Weise, denn es gibt ja doch mehrere Arten der Freude: Da ist das Lachen, mit dem wir allzu ernste Situationen verwandeln und erlösen können. Die Freude befreit uns aus der Enge und Starrheit festgefahrener Situationen. Oder Spaß und Freude in witzigen Situationen, in dem wir uns verbünden können mit dem scheinbar Sinnlosen, dem Widersprüchlichen, den Missgeschicken und diese nichtrational überwinden können. Und die Vorfreude ist ein innerlich bereits manifester Vorgeschmack des Erhofften, der auf unser Immunsystem und unser Wohlbefinden sogar noch mehr positive Wirkung haben kann, als das erwartete Ereignis selbst. Ja, Freude ist gesund und wird uns geschenkt durch alles Schöne und Wohltuende, das in unser Leben tritt oder auch durch unsere eigene Fähigkeit, die Welt mit Liebe, Wohlwollen, Bewunderung und Würde zu betrachten. Aber Freude ist nicht nur dieses körperlich aktivierende Glückserleben. Es gibt auch diese ganz tiefe, stille Freude, wie ein Licht in dem wir ruhen können, hier erlebt die Freude ihre Erfüllung, ist an ihrem Ziel angelangt.

Doch woher kommt diese einzigartige Qualität? Wie menschlich ist Freude? Oder ist sie auf jeweils eigene Art dem gesamten Leben inhärent? Wodurch lässt sich Freude mehren? -  eine Frage, welche auch die Therapie des psychischen Hauptleidens der Depression anbelangt. Lasst uns mit Freude in die vielen Facetten dieses Themas eintauchen!

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28.12.22 Das innere Licht – Symbol für eine essenzielle Bewusstseinskraft

In dieser dunklen Jahreszeit, der Zeit der Raunächte, ist häufig das Licht von außen so schwach geworden, dass unsere Existenz ohne besondere Vorkehrungen durch die daraus resultierende Kälte bedroht ist. Inmitten dieser Zeit sind wir besonders auf Quellen des Lichtes und der Wärme angewiesen. Da Licht eine besondere Metapher für essenzielle Qualitäten unserer Seele und der tiefen Schichten unseres Bewusstseins ist, finden Viele in dieser Jahreszeit auch Zugang zu besonderen Seelenzuständen, die mit diesem Thema zusammenhängen. Melancholie und Sehnsucht, Einsamkeit oder Schwermut, Stille und Kontemplation gehören zu diesen Zuständen und Stimmungen, die, näher betrachtet, mit der Suche nach diesem inneren Licht in Verbindung stehen.

Oft gilt, wenn wir die Dunkelheit annehmen, sie „umarmen“ können, dass wir dann in ihr ein Leuchten finden, das vielleicht sogar von anderswo herzukommen scheint, als das Licht des „inneren Tages“ und gerade darin können wir uns selbst in einer besonders wahrhaftigen Weise entdecken. Menschen mögen dieses innere Licht jeweils auf ihre eigene Weise erleben und doch ist dieses Wort ein Symbol für etwas, das uns allen gemeinsam zu sein scheint.

Auch wenn wir tiefer über die physikalischen Eigenschaften des Lichtes und den Assoziationen des mentalen Lichtes nachsinnen, entdecken wir viele Zusammenhänge und können staunen über die Zusammenhänge zwischen sinnlich-visueller Erfahrungen und den transzendenten Ebenen unseres Bewusstseins.

Daher lade ich ein, dass wir uns austauschen über die Erfahrungen und Qualitäten des inneren Lichtes, uns dieser Metaphorik staunend nähern und dabei vielleicht sogar hinter die Kulissen dieser Begrifflichkeit und deren äußerer Erfahrung blicken dürfen. Denn gerade durch die Dunkelheit erhält das Licht eine besondere Qualität und Bedeutung, die uns an diesem Abend inspirieren kann.

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14.12.22 Evolve Salon: imagine! Die Magie unserer Vorstellungskraft

Unsere Vorstellungskraft und Phantasie ist nicht einfach eine bloße Illusion. In dieser Illusion steckt ein großes Potenzial zu einer Wirksamkeit. Ideen und Visionen gehören zu dieser Vorstellungskraft und oft sind sie der Beginn dessen, wie wir unsere Welt gestalten werden. Nicht immer braucht es den bewussten Willen dazu. Wir kennen bestimmt alle die plötzlichen Inspirationen oder Visionen, die in uns auftauchen. Und manchmal geht so mancher Wunschtraum auf zauberhafte Weise in Erfüllung. So gibt es die bewussten, offensichtlichen und unbewusst, verborgenen Wirkkräfte unserer Vorstellungskraft. Damit hat diese Fähigkeit unseres Bewusstseins etwas Magisches. Diese Magie gibt uns Rätsel auf, birgt aber auch ein großes Potenzial und lässt uns staunen über den Möglichkeitsraum in uns und dem was dieser in die Wirklichkeit zu bringen vermag. Darüber wollen wir am kommenden Mittwoch in den Dialog gehen. Die Beiträge der aktuellen Ausgabe des Magazins evolve können dazu fruchtbare Impulse liefern.

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30.11.22 Das Embodiment und die verborgenen Eigenschaften der Welt

Einen Körper zu haben oder ein Körper zu sein bedeutet in beiden Sichtweisen, dass unser Bewusstsein aufs engste mit der unbegreifbaren Komplexität unseres Körpers verbunden ist, sich darin ausdrückt und gleichzeitig durch dessen Eigenschaften und Funktionen maßgeblich bestimmt wird. Erweitert man den Begriff des Embodiments auf die Umgebung, dann bedeutet dies, dass unser Bewusstsein, unser Befinden, unser Empfinden und Erleben sich aus den Eigenschaften in uns und um uns herum ergibt. Und das kennen wir alle, dass unser körperlicher Zustand zusammen mit dem Ambiente eines Lebensraumes die Atmosphäre bilden, mit der wir in der Welt sind. Häufig bestimmt sich dies durch die mit den Sinnen wahrnehmbaren Eigenschaften. Die Wirkung eines Raumes hängt mit der Architektur, der Gestaltung, der Optik, der Akustik, der Haptik und dem Geruch zusammen. Im Feng Shui werden zwar esoterisch anmutende Begriffe wie Energieflüsse als Wirkfaktoren benannt, doch dadurch, dass die Wirkung rein durch die materielle Ausgestaltung zustande kommt, können diese Begriffe auch als rein mentale Hilfskonstrukte verstanden werden, die außerhalb der Psyche keine Bedeutung haben müssen. Und doch möchte ich auch die metaphysische Ebene weiter vertiefen. Wir wissen, dass einerseits unbewusst Wahrgenommenes in unserem Bewusstsein seine Wirkung entfalten kann und andererseits durch unsere feine Vernetzung auch jenseits der bekannten Sinnesorgane subtile Wahrnehmungen möglich sind. Somit befinden wir uns in einem komplexen Beziehungsgeflecht zwischen Bewusstsein, Körper und Umwelt. Und immer dann, wenn wir Wahrnehmungen eben nicht definieren und begreifen können, werden sie uns in Form von Gefühlen zuteil. So kommt es, dass wir, wenn wir uns fühlend unserem Körper, unserer Umgebung und den Dingen nähern, etwas erfahren können aus den unsagbaren Bereichen unseres Wesens. Vielleicht können wir uns sogar als eine Art Hyperwesen verstehen, indem wir selbst in jedem Moment das Ergebnis dieses temporären Beziehungsgeflechts sind. So lohnt es sich zu fragen: Woraus besteht mein erweitertes Embodiment? Worauf basieren die übersinnlichen Eigenschaften, die jenseits des sinnlich Erfahrbaren meine Wirklichkeit mitgestalten? Wodurch kommt beispielsweise die Atmosphäre eines „Kraftortes“ zustande? Können wir umgekehrt durch unseren mentalen Bezug etwas Bestimmtes in unsere Umgebung hineingeben? Einen Ort prägen? Rund um diese Fragen soll sich unser Dialog am diesem Mittwoch bewegen.

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16.11.22 Von der Begehrlichkeit des Reichtums oder die Kunst der Genügsamkeit

Eines der beglückendsten Gefühle kann durch das intensive Erleben ausgelöst werden, einfach Sein zu dürfen. Die Anteilnahme und Verbundenheit, die uns durch das Phänomen Bewusstsein zu Teil wird, ist das immerwährende Geschenk, das unserem aus der materiellen Verbundenheit herausgelösten Körper immer wieder neu geschenkt wird. So genügt unsere bloße Bewusstheit, ohne Wille, ohne Worte und ohne gedankliche Verarbeitung des Erlebten, um Glück in seiner Reinstform zu empfinden. Dies geschieht jedoch nur, wenn wir uns in diesem Sein genug sind.

Gleichzeitig ist es die Natur des Bewusstseins, sich stetig anreichern zu wollen – mit Eindrücken, Erlebnissen, Abenteuern, Schönheit und allerlei materieller Gegenstände. Dem Bewusstsein wohnt etwas Gieriges inne, etwas, das sich selbst eben nicht genug ist. Vielleicht liegt das sogar in der Natur des Bewusstseins unweigerlich begründet. Denn menschliches Bewusstsein ist ja gerade der stetige Zustrom von Information, in welchem die Welt zu uns kommt, wir die Welt zu uns nehmen oder sogar holen. Das hat die Tendenz, nicht nur bewusst zu erleben, sondern das Erlebte im Gedächtnis zu besitzen, es zu begreifen, manchmal suchtartig in Sensationsgier zu mehren. Diese Begehrlichkeit scheint in Menschen unterschiedlich ausgeprägt zu sein aber sie ist in Allen vorhanden. Und zurecht, denn damit erlangt das Bewusstsein seine Funktion, zur Sicherung unseres Überleben beizutragen.

Die Genügsamkeit wird dadurch zum Luxus, denn in ihr erst erhält unsere Psyche die wertvollen Erlebnisse wie Glück, Zufriedenheit und tiefe Freude. Auch die Liebe kommt erst in der Genügsamkeit zu ihrer Erfüllung. Bemerkenswerterweise sind manchmal gerade materiell arme Menschen eher in der Lage, sich diesen Luxus zu gönnen. Und in den klösterlichen Traditionen wird die Reduzierung von Gütern und Reizen kultiviert, um gerade diese Genügsamkeit zu üben. Und letztlich wird vieles, was durch das Begehren erhofft und erjagt werden will in der Haltung der Genügsamkeit fast wie von selbst erfüllt. Was bedeuten diese Thesen für uns als Menschen in einer gierigen und überreichen Kultur? Wo liegen die Ressourcen unserer Zufriedenheit? Brauchen wir diese vielleicht dringend, um selbst und als Menschheit zu überleben?

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2.11.22 Die Qualitäten des reinen Bewusstseins

Bewusstsein im Sinne einer wachen, klaren Präsenz scheint in uns Menschen etwas Absolutes zu sein in dem Sinne, dass es mit nichts zu vergleichen ist. Diese Form einer reinen Bewusstheit scheint von Anfang an voll da zu sein. Als Kind erleben wir uns zu jeder Zeit als voll bewusst und wir erleben uns als schon immer dagewesen. Und selbst wenn wir morgens langsam aufwachen hat es den Anschein, dass Bewusstsein etwas selbstverständlich Existierendes ist. In diesem reinen Erleben spielt sich das Theater unseres Lebens ab, unsere Sinneseindrücke, unsere Gedanken, unsere Bewertungen, Ideen, Sorgen, Ängste und andere vielfältige Stimmungen und unsere Willenskräfte. Und so sind einige dieser Aktivitäten in der Lage, unsere Lebenskraft zu mindern und die Klarheit des Bewusstseins zu trüben und andere, uns Lebenskraft zu schenken und auch Klarheit zu erzeugen. Und dennoch vermag die bloße Bewusstheit scheinbar ohne all diese Akteure unseres Geistes in uns eine Form der Klarheit zu erzeugen, die uns in einen Zustand des Seins bringt, in dem wir angekommen sind in einer „aus sich selbst heraus seienden“ Existenz, eben wiederum jenem Zustand, der nicht nach mehr oder weniger frägt, zu dem es keinen Vergleich gibt. Ist diese Klarheit ein Hinweis auf eine Absolutheit des Bewusstseins? Oder ist sie eine aus dem Fehlen einer reflexiven Selbstbetrachtung resultierende faszinierende Illusion des Bewusstseins? Eine Illusion, die zunächst für das Phänomen grundlegend ist, wodurch auch immer dieses Bewusstsein in uns zur Erscheinung kommt? Und was geschieht dann in den Zuständen einer getrübten Wahrnehmung oder der Demenz? Gerne möchte ich diese Fragen in unserer inspirierenden Runde bewegen.


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19.10.22 Was ist Erfolg?

Erfolg ist zunächst das Erreichen eines Zieles. Doch hat man erst erfolgreich seine Ziele erreicht, dann stellt sich häufig die Frage, ob das Heilsversprechen, welches das Erfolgsbestreben oft angetrieben hat auch ebenso erfüllt wurde. Vielleicht gelingt es aber auch, dem Erfolg in bestimmter Hinsicht gar keine weiteren Motive aufzuerlegen. Damit bliebe der Wert des Erfolges zunächst eindimensional. Und doch wenden wir den Begriff des Erfolgs auch auf ein gesamtes Menschenleben an. Hier wird Erfolg multidimensional, weil die menschlichen Bedürfnisse, Erwartungen und Bestrebungen sehr vielschichtig sind. Um den Erfolg im eigenen Leben definieren zu können, muss man sich die Frage stellen, was für mich selbst Erfolg ist, und damit welche Ziele ich verfolgen möchte, welche Bedürfnisse dahinterstecken, welche Fähigkeiten ich besitze und letztlich wofür es den Erfolg braucht. Ja, ist Erfolg tatsächlich der Weg zu einem zufriedenen Leben? Oder können wir auch glücklich sein im Scheitern? Das klingt nach einer größeren Herausforderung, die oft unfreiwillig gelernt werden muss oder sich auch als unmöglich erweist. Oder liegt der Schlüssel zum Erfolg im gut angepassten Formulieren eigener Ziele? Mit diesen Gedankenimpulsen möchte ich einladen zu einem vielseitigen Gespräch.


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5.10.22 Frieden und Friedfertigkeit als grundlegende Bewusstseinsqualitäten

Durch den Krieg in der Ukraine wird derzeit das Verhältnis zum Frieden und zur Friedfertigkeit nicht nur in der Politik, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit auf eine harte Probe gestellt. Dabei resultiert aus dem Narrativ dieses Krieges vorwiegend die Haltung, dass wir, um „Recht und Ordnung“ wieder herzustellen, die kriegerischen Auseinandersetzungen parteiergreifend unterstützen müssen. Diese Unterstützung scheint leider kaum mehr an echte Friedensabsichten gekoppelt zu sein. Und da die meisten derzeit lebenden Europäer den letzten großen Krieg nicht miterlebt haben, scheinen die Erfahrungen dieser Kriegsgeneration kaum mehr präsent zu sein. Dennoch geht es den meisten Menschen weiterhin darum in Frieden leben zu wollen. Da es aber in jedem Menschenleben Erfahrungen mit alltäglichen oder auch größeren Auseinandersetzungen gibt, können wir alle ein Gefühl dafür haben, wie „Frieden“ funktioniert, wie er herbeigeführt, geschaffen oder zumindest begünstigt werden kann. Und vielfach zeigt sich: Konflikte scheinen auf der Ebene des Recht-Habens, der Durchsetzungsstärke, der Übermacht oder auch mehrheitlicher Ansichten nicht wirklich lösbar. Echter Frieden umfasst nicht nur die formale Ebene, sondern muss die emotionalen, sozialen und kulturellen Aspekte und Interessen mitberücksichtigen. Hierbei sind kompensatorische Fähigkeiten, wie ich sie auch in den transrationalen Kompetenzen formuliert habe, von großer Bedeutung. Frieden braucht Empathie, Multiperspektivität, Kompromissbereitschaft, Wohlwollen, Güte und vor allem Vergebungsbereitschaft. Konflikte müssen transformiert werden um gelöst zu werden und hier beginnt die Friedensarbeit. Was ist also zu tun? Im Grunde beginnt diese Arbeit innerpsychisch, denn in uns selbst gilt es zunächst das mentale Modell zu verwandeln. Feindschaft existiert vor allem in Form einer Bewusstseinshaltung und eines mentalen Weltmodells. Daher ist Frieden eine Aufgabe unseres Bewusstseins. Als Grundlage dafür möchte ich dafür plädieren, den Satz aus der Regel von Taizé: „Mit versöhntem Herzen kämpfen“ als grundlegende Bewusstseinshaltung zu übernehmen. Da dies oft nicht einfach umzusetzen ist, ist es umso mehr ein Anliegen, in unserem Kreis darüber nachzusinnen.


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21.9.22 Handlungsweisende Kräfte des Bewusstseins

Wer kennt nicht die Tatsache, dass Wissen und Einsicht uns zwar ganz gute Vorlagen für ein sinnvolles Handeln bieten, aber trotzdem oft nichts davon umgesetzt werden kann. Am besten zeigt sich dies am Beispiel eines nachhaltigen Lebensstils, anhand dessen auch Studien nahe legen, dass Psychoedukation alleine keine ausreichenden Handlungsimpulse liefert. Ich möchte den Fokus hier aber nicht auf die Nachhaltigkeitsmoral einengen, sondern die ganze Breite unserer Handlungen und Entscheidungen einbeziehen und grundlegend die Frage stellen: Wieviel Handlungsimpuls steckt im Wissen? Oder braucht es vielmehr eine Vision, eine Vorstellung oder eine sogenannte Realutopie, die dem Wissen überlegen sein sollte? Ist es unsere Überzeugung, die uns zu etwas befähigt oder braucht es die emotionale Ergriffenheit, welche eine Einsicht begleitet? Manche sagen, wir müssen es fühlen, damit wir ins Handeln kommen und meinen damit mitunter eine verkörperte Form des Verstehens, die uns dadurch handlungsfähiger macht. Aber kann eine Berührtheit von einer Erkenntnis auch lähmender Natur sein, indem sie uns in sentimentalen Phantasien und Theorien zufrieden stellt? Und dann gibt es noch die Bewusstseinszustände, in denen wir zwar wissen und es kennen, was in uns die richtige Einstellung zur Lösung unserer Probleme schafft, aber gleichzeitig gibt es Automatismen in unserem Denken und Fühlen, die uns den Weg zu jeglicher Verwirklichung unserer Ideale versperren. Was also braucht es, damit unsere Ideale sowohl in unserem Bewusstsein, als auch in unserem Handeln wirkmächtig werden? Angesichts dieser Fragen scheint es wichtig zu sein, sich die handlungsweisenden Kräfte und Ressourcen unseres Bewusstseins genauer anzuschauen, indem wir gemeinsam die vielen Aspekte in unserem Dialogforum zusammentragen.


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24.8.22 Evolve-Salon: Das Heilige und die offene Gesellschaft

Der Begriff des Heiligen ist in unserem Kulturkreis eng mit der Anerkennung religiöser Ideale verbunden. Tritt nun die Religion in den Hintergrund, droht dieses Wort aus unserem Bewusstsein zu verschwinden oder erhält den Platz eines verstaubten Überbleibsels, oft versehen mit negativen Assoziationen. Dabei benennt das Heilige zunächst lediglich die Qualität der Wertschätzung, die dem „Heiligen“ in einer Selbstverständlichkeit innewohnt. Daraus entsteht meist eine Art gesellschaftlicher Imperativ, dem Heiligen diese Wertschätzung und Würde auch zukommen zu lassen. Wenn nun das Heilige bedeutungslos wird, können wir uns fragen: Was in unserer derzeitigen Welt hat jetzt den Status solcher Heiligkeit? Müssen wir vielleicht wieder neu lernen, das Heilige zu entdecken? Wie können wir dieser Heiligkeit gerecht werden? Welche Bewusstseinshaltungen gilt es wie zu kultivieren, um wieder das Heilige empfinden zu können? Das Magazin Evolve versucht, sich ebenfalls jenseits des Religiösen diesem Begriff zu nähern und so finden sich in der aktuellen Ausgabe einige spannende Anregungen. Im Salon wollen wir diese zwischen uns bewegen.


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10.8.22 Vision – wie stark ist diese Kraft unseres Bewusstseins?

Neben dem Willen ist die Visionskraft eine weitere schöpferische, produktive Kraft unseres Bewusstseins. Doch während unsere Willenskraft häufig mit dem Bedürfnis einer unmittelbaren oder auch mittelbaren Handlung einhergeht, die uns dann zu aktiven Gestalter*innen unseres Lebens macht, ist das, was wir Vision nennen eher im Bereich des Fiktiven angesiedelt. Dies hat auch Vorteile: Denn anders als ein Wille, der, wenn er nicht in die Realität umsetzbar ist, zum Konflikt und Unglücklichsein führen kann, hält uns eine Vision kraftvoll und begeistert auch ohne den Anspruch einer machbaren Realisierung haben zu müssen. Vielleicht liegt gerade darin ihre besondere Kraft, da sie sich ohne einen Realisierungsplan ungehindert mehren und verstärken kann und damit auch ohne gleich gestaltend einzugreifen doch zukunftsweisend sein kann. Die Realisierung folgt dann erst in einem zweiten Schritt und da die Vision noch keine konkreten Vorgaben über die Realisierung macht, bleiben Freiheitsräume offen. Gerade in einer Zeit, in der wir uns machtlos gegenüber Aufgaben und Problemen fühlen, sei es auf privater, gesellschaftlicher oder globaler Ebene, gerade in dieser Zeit braucht es unsere visionäre Kraft, um die Tragödie der Ohnmacht zu verwandeln. Mit unserer Visionskraft öffnen wir Freiheitsräume, die Zukunftsgestaltung möglich machen ohne in die Resignation des unmittelbaren Scheiterns zu fallen. Wo also ist es unsere Aufgabe eine Vision wach zu halten? Und wie kann uns das gelingen? Auf welche Weise wirkt dann diese Vision so, dass sie Wirklichkeit wird? Im gemeinsamen Gespräch können wir Antworten finden und inspiriert in die Zukunft schauen.


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27.7.22 Was ist die Sprache des Bewusstseins?

Die wohl wesentlichste Eigenschaft des Bewusstseins ist die, dass es uns mit der Welt verbindet. Im Bewusstsein sind wir in Kontakt mit dem, was uns ohne Bewusstsein nicht zugänglich wäre. Wir, das sind jene Ichs in uns die wir zu sein scheinen.

Unsere Sprache ist dabei eine ziemlich geniale Konstruktion aus Symbolen, die uns nicht nur Faktisch Wahrnehmbares, sondern darüber hinaus auch differenzierte abstrakte Sachverhalte zu vermitteln mag. Darin eingeschlossen ist die Welt des Fühlens, des Erahnens und der Phantasie. Wie eng die Sprache an diese „unsagbaren“ Bewusstseinsqualitäten anknüpfen kann, oder sie sogar auch erst hervorbringt, erkennen wir, wenn wir die Poesie unterschiedlicher Sprachen vergleichen. Oft vermittelt ein und derselbe Text in verschiedenen Sprachen andere Nuancen in seiner Bedeutung und manche Texte scheinen kaum übersetzbar, schwingt doch in der Sprache selbst ein einzigartiges Lebensgefühl mit. Aber auch ohne Sprache kommuniziert alles mit uns und alles, was wir sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen bildet sich in einer typischen Weise im Bewusstsein aus. Und es hinterlässt Botschaften in uns, die oft nonverbaler Natur sind. Es wird also deutlich, dass unser Bewusstsein ein deutlich größeres Repertoire an Kommunikationsmöglichkeiten besitzt als es die Sprache bietet. Was also ist die Essenz dieser Kommunikation? Was ist die Eigenschaft des mannigfaltigen Widerhalls eines Reizes in unserer geistigen Sphäre? Braucht es dazu Konzepte, Symbole, Ähnlichkeiten, die unserem Inneren bekannt sind und dadurch resonieren? Wahrnehmung gibt es aber auch in konzeptfreier Weise und es ist spannend, den Übergang zur konzeptfreien Wahrnehmung als Kontinuum zu verstehen. So scheint das Bewusstsein viele „Sprachen“ zu kennen ohne sich deren Modalitäten selbst bewusst sein zu müssen. Hier sind wir vielleicht wie Kinder, die Bedeutungen der Botschaften ihrer Muttersprache verstehen, ohne sich der Sprache selbst mit seiner Grammatik bewusst zu sein. Vielleicht können wir gemeinsam mehr über die Kommunikationsprinzipien des Bewusstseins ergründen. Ich freue mich auf einen Versuch dazu.


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13.7.22   Schöpfungsprinzipien: Intelligenz, Liebe, Bewusstsein, zufällige Selbstorganisation oder ?

Auch wenn die Existenz des Lebendigen immer noch ein großes Mysterium für die Menschheit ist, so haben wir immerhin schon viele wesentliche Gesetzmäßigkeiten und Mechanismen davon verstanden. Phänomene der Selbstorganisation scheinen sich direkt aus den physikalischen Grundgesetzen wie von selbst zu ergeben. Wir wissen aber auch um die faszinierende Ordnung und Komplexität selbst einfacher Lebensformen, deren Verhalten biologisch zwar nachvollzogen werden kann, doch weder im Grunde mehr verstehbar, noch rekonstruierbar ist. Leben bleibt ein Geheimnis. Es ist sonderbar, dass das Lebendige unter bestimmten Umständen von selbst funktioniert, sich erhält, fehlertolerant ist und sich reproduzieren kann. Damit sich dies vollziehen kann, ist ein hoher Grad an Informationsverarbeitung notwendig und diese geschieht im Verborgenen innerhalb des lebendigen Systems, so dass man allen Organismen bereits eine Art von Intelligenz zuschreiben kann. Ob diese Intelligenz aus der Perspektive des Endosystems eine Art von Bewusstsein besitzt oder ein solches hervorbringt und in welchen Lebensformen dies wie ausgeprägt ist, darüber kann nur spekuliert werden. Auch entdecken wir im Lebendigen neben der Eigenart zur Individualisierung und Abgrenzung auch den Drang sich zu verbinden, zu vereinigen. Hieraus können wir die Liebe als Endophänomen des Lebendigen als wesentliche Zutat zum Leben vermuten. Oder sind diese Zuschreibungen nur menschliche Vorstellungen einer Wirkmacht, die uns in ihrem Wesen kaum zugänglich ist? Was also ist es, was alles Lebendige in jedem Augenblick im Leben hält? Es ist ein Privileg des Menschen, sich mit dieser Frage staunend befassen zu dürfen.

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29.6.22   Wieviel Körper braucht Bewusstsein?

„In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist“, so heißt es in einem Sprichwort. Auch wenn unser Gehirn maßgeblich zum Phänomen unseres menschlichen Bewusstseins beiträgt, so ist doch das bewusste Erleben unseres Selbst ein Ganzkörperliches. Im Bewusstsein kann sich unser Körper spiegeln und umgekehrt prägt das Psychische unseren Körper. Neuropsychologisch wird dies dadurch deutlich, dass Bewusstsein nicht einfach der Funktion der Großhirnrinde zuzuschreiben ist, sondern dass viele subkortikalen Bereiche, welche die Verbindung zwischen Körper und Gehirn herstellen, maßgeblich für unsere Bewusstheit verantwortlich sind. Im Gegenzug dazu gibt es subjektives Erleben ohne Bewusstheit einer körperlichen Beteiligung, weshalb es zuweilen scheint, als habe der Körper damit nichts zu tun. Und am Beispiel von Psychedelika wie LSD wissen wir, dass die Einnahme geringster Mengen einer Substanz zu gigantischem mentalem Erleben führen kann, bei dem das Körperliche ebenso irrelevant erscheinen kann. Gaukelt uns das Gehirn oder sogar unser gesamter Körper diese Unabhängigkeit nur vor? Oder ist diese vordergründige Täuschung doch ein Hinweis auf eine tiefgründigere Wahrheit? Und: Kann uns unser Körpererleben dabei helfen, dies zu enträtseln?

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15.6.22   Bewusstsein – individuell essenziell und kollektiv verborgen oder: Auf der Suche nach der Weltenseele

Bewusstsein ist pure Subjektivität. Damit meine ich, dass jede Form von Bewusstheit nur aus der eigenen, inneren Seinsperpspektive heraus erlebt werden kann. Anderen Individuen ist dieses Bewusstsein nur zugänglich, wenn sie selbst zu einer ähnlichen Form dieser Bewusstheit fähig sind, und diese durch Beobachtung des bewussten Wesens zu einer Art Spiegelung angeregt wird. Dies geschieht üblicherweise durch Worte, Gesten, Handlungen, vielleicht aber auch durch weitere feinere Signale. Aber auch dann bleiben diese Spiegel im Bereich des jeweilig Privaten. Bewusstsein ist damit ein Phänomen der Endoperspektive und existiert nur als noch als Konzept in der Exoperspektive. In einer objektiven Betrachtung existiert also kein Bewusstsein, es bleibt etwas Verborgenes, das aber dennoch objektiv seine Wirkung zeigen kann. Daraus resultieren drei Gedanken:
1.    Da die für Bewusstheit nötige Integration von Information über informationsverarbeitende Netzwerke geschieht, könnten auch andere Netzwerke bewusst sein, ohne dass wir davon wissen würden. Die Intelligenz von Netzwerken in Lebewesen ist bereits gut beschrieben, wie die von Myzelen, Wurzelsystemen in Wäldern, etc. Ob diese jedoch eine Form von Bewusstheit erleben, bleibt uns zunächst verborgen.
2.    Bewusstsein erlebt das Kollektive, verbirgt jedoch zunächst seine Existenz dem Kollektiven, ist also nicht Teil dieser kollektiven Welt. Im Bewusstsein wird aber das Individuum wieder teilhabend an dem, was mehr ist als sich selbst. Bewusstsein ist damit per se transzendenzfähig.
3.    Da Formen der Vernetzung und des Informationsaustauschs über Wechselwirkungen grundlegend in der Physik zu sein scheinen, stellt sich die Frage nach einem globalen Bewusstsein, einer Weltenseele.
Was aber könnte diese Weltenseele sein? Was können wir von dieser erfassen? Allzu menschliche Vorstellungen dürfen wir hier womöglich nicht ansetzen. Dennoch rechtfertigt dies die Idee des Panpsychismus.
Im Forum möchte ich gerne diskutieren, welche Bedeutung diese verborgenen Intelligenzen für das Schicksal unseres Daseins haben können. Versuchen wir dabei, dafür den Käfig unserer Innenperspektive zu weiten.

Prof. Dr. Thilo Hinterberger
Forschungsbereich Angewandte Bewusstseinswissenschaften
Abteilung für Psychosomatische Medizin
Universitätsklinikum Regensburg
Rilkestr. 39
D-93049 Regensburg

T: +49 941 944 2748

E: info@ab-wissenschaften.de

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